Schiefer-Handwerk am Kirchturm: Wenn das Kreuz in Diefenbach wackelt
In der Evangelischen Heilig Kreuz Kirche in Diefenbach, einem Ortsteil von Sternenfels, wurde höchste Eile nötig. Der historische Kaiserstiel an der Kirchturmspitze war in die Jahre gekommen und drohte, instabil zu werden. Dies stellte eine unmittelbare Gefahr für das auf der Spitze thronende Ensemble aus Kreuz und Wetterhahn dar.
Daher wurden das Kreuz und der Wetterhahn in einer aufwendigen Aktion per Hubsteiger demontiert, um die Spitze zu sichern.

Der Holzbau: Präzisionsarbeit in Eiche
Die Sanierung des tragenden Holzbaus wurde von unseren geschätzten Kollegen der Firma JaKo Baudenkmalpflege GmbH übernommen. Sie stellten den gesamten Kaiserstiel in traditioneller Zimmermannskunst neu aus Eiche her und ersetzten die beschädigte Schalung der Dachfläche.
Unsere Mission: 8 m² altdeutsche Deckung in Perfektion
Anschließend waren wir an der Reihe. Die Aufgabe: Die ca. 8 Quadratmeter große Dachfläche der Turmspitze mit Schiefer neu einzudecken. Obwohl die Fläche klein war, stellte sie eine große handwerkliche Herausforderung dar, da hier die Königsdisziplin der Schieferdeckung, die altdeutsche Deckung, gefordert war.
- Jeder einzelne Schiefer wurde von unseren Fachkräften vor Ort zugehauen und exakt für die jeweilige Position zugerichtet – eine unersetzliche Handarbeit, die diesem Baudenkmal gerecht wird.
- Besondere Sorgfalt galt den Anschlüssen: Für die Anfangs- und Endorte verwendeten wir präzise zugerichtete Stichsteine.
- Wie vom historischen Bestand vorgegeben, brachten wir unter den Grat 15 cm breite Bleistreifen ein, um maximalen Schutz vor Witterung zu gewährleisten.
- Als Material setzten wir auf hochwertigen Rathscheck-Schiefer, der für seine Langlebigkeit und Ästhetik bekannt ist.
Die Neueindeckung war nach drei intensiven Arbeitstagen abgeschlossen. Am vierten Tag führten wir zudem noch eine umfangreiche Reparatur durch und wechselten zahlreiche schadhafte Schiefer an der unteren, älteren Turmdeckung aus.

Ein Blick in die Geschichte der Heilig Kreuz Kirche Diefenbach
Die stolze, ca. 38 Meter hohe Kirche in Diefenbach ist ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und Geschichte.
- Ersterwähnung im 11. Jahrhundert: Die Wurzeln der Kirche reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Die Grundmauern des heutigen Turms lassen auf eine ehemals romanische Kirche schließen, deren Anlage möglicherweise sogar auf eine Wehrkirche hinweist.
- Gotische Elemente: Im 14. Jahrhundert erfuhr die Kirche unter der Ägide des Klosters Maulbronn eine Erweiterung. Der heute noch erhaltene Chorraum wurde im frühgotischen Stil errichtet. Er beherbergt ein Kreuzrippengewölbe, ein Spitzbogen-Südfenster und ein Sakramentshäuschen.
- Neubau durch Heinrich Schickhardt: Ihre heutige Form erhielt die Kirche größtenteils durch einen umfangreichen Um- und Neubau in den Jahren 1619 bis 1621, der unter der Leitung des berühmten württembergischen Baumeisters Heinrich Schickhardt (1558–1635) erfolgte.
Mit unserer Arbeit an der Kirchturmspitze haben wir dazu beigetragen, dass dieses historische Wahrzeichen und seine Geschichte für die nächsten Generationen erhalten bleiben.
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