RWA Anlagen Wohngebäude: Pflicht, Kosten & Gesetze | Brandschutz
RWA-Anlagen in Wohngebäuden: Schutz vor Rauch und Hitze
Aber wann sind sie Pflicht?
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA-Anlagen) spielen eine entscheidende Rolle im Brandschutz, indem sie im Brandfall Rauch, Hitze und giftige Gase aus einem Gebäude abführen. Dies verbessert nicht nur die Sicht für die Feuerwehr und erleichtert die Löscharbeiten, sondern verlängert auch die Zeit, die den Bewohnern zur sicheren Evakuierung bleibt. Während die Notwendigkeit von RWA-Anlagen in Industriebauten oder öffentlichen Gebäuden oft unbestritten ist, stellt sich bei Wohngebäuden immer wieder die Frage: Wann sind RWA-Anlagen Pflicht? Und welche Vorschriften gelten?
Einbau RWA Anlage im Treppenhaus – hier die Bilder
Wann sind RWA-Anlagen Pflicht in Wohngebäuden?
Die Pflicht zur Installation von RWA-Anlagen in Wohngebäuden ist in Deutschland nicht pauschal geregelt, sondern hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind hier vor allem die Landesbauordnungen (LBO) der einzelnen Bundesländer, die Gebäudeklasse (z.B. Höhe des Gebäudes) und die Art der Nutzung.
Grundsätzlich gilt:
- Treppenräume: In mehrgeschossigen Wohngebäuden, insbesondere in notwendigen Treppenräumen, sind RWA-Anlagen, oft in Form von Rauchabzugsöffnungen oder Lichtkuppeln, häufig vorgeschrieben. Dies dient dazu, die Fluchtwege rauchfrei zu halten.
- Sonderbauten: Bei Wohngebäuden, die als Sonderbauten eingestuft werden (z.B. Hochhäuser, Beherbergungsstätten oder Gebäude mit mehr als einer bestimmten Anzahl von Nutzungseinheiten), können die Anforderungen an RWA-Anlagen deutlich höher sein.
- Offene Verbindung von Geschossen: Wenn Wohnungen über mehrere Geschosse offen miteinander verbunden sind, können ebenfalls besondere Anforderungen an den Rauchabzug bestehen.
Es ist daher unerlässlich, im Einzelfall die jeweiligen Bauvorschriften des Bundeslandes zu prüfen und gegebenenfalls einen Brandschutzexperten zu Rate zu ziehen.
Welche Gesetze und Vorschriften regeln RWA-Anlagen in den einzelnen Bundesländern?
Die Regelungen für RWA-Anlagen finden sich primär in den Landesbauordnungen (LBO) der 16 deutschen Bundesländer. Obwohl es eine Musterbauordnung (MBO) gibt, die als Empfehlung dient, weichen die einzelnen LBOs in Details voneinander ab.
Hier ein kurzer Überblick über die relevanten Paragraphen in den LBOs, die sich typischerweise mit dem Rauchabzug in Treppenräumen befassen:
- Baden-Württemberg: § 35 LBO (Notwendige Treppenräume)
- Bayern: Art. 35 BayBO (Notwendige Treppenräume)
- Berlin: § 35 BauO Bln (Notwendige Treppenräume)
- Brandenburg: § 35 BbgBO (Notwendige Treppenräume)
- Bremen: § 35 BremLBO (Notwendige Treppenräume)
- Hamburg: § 35 HBauO (Notwendige Treppenräume)
- Hessen: § 35 HBO (Notwendige Treppenräume)
- Mecklenburg-Vorpommern: § 35 LBauO M-V (Notwendige Treppenräume)
- Niedersachsen: § 35 NBauO (Notwendige Treppenräume)
- Nordrhein-Westfalen: § 35 BauO NRW (Notwendige Treppenräume)
- Rheinland-Pfalz: § 35 LBauO (Notwendige Treppenräume)
- Saarland: § 35 LBO (Notwendige Treppenräume)
- Sachsen: § 35 SächsBO (Notwendige Treppenräume)
- Sachsen-Anhalt: § 35 BauO LSA (Notwendige Treppenräume)
- Schleswig-Holstein: § 35 LBO (Notwendige Treppenräume)
- Thüringen: § 35 ThürBO (Notwendige Treppenräume)
Es ist wichtig zu beachten, dass neben diesen Hauptparagraphen weitere Regelwerke und Richtlinien (z.B. Sonderbauverordnungen, Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR A2.2 “Maßnahmen gegen Brände”) relevant sein können. Im Zweifelsfall sollte immer die spezifische Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes im Originaltext konsultiert werden.
Wie funktioniert eine RWA-Anlage?
Eine RWA-Anlage besteht in der Regel aus mehreren Komponenten, die im Brandfall zusammenwirken:
- Rauchmelder: Sie detektieren Rauch und lösen den Alarm aus.
- Zentrale Steuerung: Sie empfängt die Signale der Rauchmelder und steuert die Öffnungsmechanismen.
- Öffnungselemente: Dies können motorisch betriebene Fenster (z.B. Dachfenster), Lichtkuppeln oder spezielle Lamellenfenster sein, die sich im Brandfall automatisch öffnen.
- Zuluftöffnungen: Um einen optimalen Rauchabzug zu gewährleisten, sind oft auch Zuluftöffnungen (z.B. im Erdgeschoss) erforderlich, die Frischluft zuführen und so den Kamin effekt unterstützen.
- Manuelle Auslöser: Zusätzlich zur automatischen Auslösung gibt es meist auch manuelle Auslösetasten, z.B. an den Rettungswegen.
Was kostet ein RWA Veluxfenster?
Die Kosten für ein RWA-Veluxfenster können stark variieren, da sie von verschiedenen Faktoren abhängen:
- Fenstertyp und -größe: Klassische Dachfenster, Flachdachfenster oder Lichtkuppeln in verschiedenen Größen haben unterschiedliche Grundpreise.
- Material: Holz, Kunststoff oder Aluminium.
- Verglasung: Einfach-, Doppel- oder Dreifachverglasung, Schallschutz, Sonnenschutz.
- Antriebsart: Elektrisch (24V oder 230V) oder pneumatisch.
- Zusatzfunktionen: Regensensoren, Windsensoren, integrierte Verdunkelung, spezielle Brandlast-Zulassungen.
- Installation und Zubehör: Die Kosten für den Einbau durch einen Fachbetrieb, Verkabelung, Steuerungseinheit, Rauchmelder und gegebenenfalls Notstromversorgung müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
Grobe Schätzung:
Ein einzelnes motorisiertes RWA-Veluxfenster (ohne Steuerung und Installation) kann zwischen 800 € und 3.000 € oder mehr kosten, je nach Ausführung. Mit der notwendigen Steuerung, Verkabelung, Rauchmeldern und der professionellen Installation durch einen Fachbetrieb können die Gesamtkosten für eine komplette RWA-Anlage für einen Treppenraum in einem Mehrfamilienhaus schnell in den Bereich von 3.000 € bis 8.000 € und darüber hinaus gehen. Für komplexere Anlagen in größeren Gebäuden können die Kosten auch fünfstellig werden.
Es ist dringend zu empfehlen, für ein konkretes Projekt ein individuelles Angebot von mehreren Fachbetrieben einzuholen, die auf RWA-Anlagen spezialisiert sind. Diese können die spezifischen Anforderungen des Gebäudes bewerten und eine maßgeschneiderte Lösung inklusive aller Komponenten und der Installation anbieten.
Fazit
RWA-Anlagen sind ein unverzichtbarer Bestandteil eines umfassenden Brandschutzkonzeptes. Sie schützen nicht nur Leben, sondern auch Sachwerte. Die Frage, wann sie in Wohngebäuden Pflicht sind, lässt sich nicht pauschal beantworten, da dies stark von den individuellen Gegebenheiten und den jeweiligen Landesbauordnungen abhängt. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, sich professionelle Beratung von einem Brandschutzsachverständigen oder einem auf RWA-Anlagen spezialisierten Fachbetrieb einzuholen, um die Einhaltung aller relevanten Vorschriften sicherzustellen und die optimale Lösung für Ihr Gebäude zu finden.
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