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Altdeutsche Deckung – Heilig Kreuz

Historische Sanierung der Kirchturmspitze Heilig Kreuz Kirche Diefenbach 🔨

Die Altdeutsche Deckung gilt nicht ohne Grund als die Königsklasse unter den Schieferarbeiten. Dieses traditionelle und handwerklich anspruchsvollste Verfahren kam bei unserem jüngsten Projekt an der Heilig Kreuz Kirche in Diefenbach (Baden-Württemberg) zum Einsatz. Als Spezialisten für Schieferdeckung freuen wir uns, Ihnen diesen anspruchsvollen Sanierungsfall im Detail vorzustellen.

Bild zeigt den Kaiserstiel der Heilig Kreuz Kirche Diefenbach - Man sieht die neue Schieferdeckung
Der Kaiserstiel

1. Das Projekt: Statik und Schiefer auf 38 Metern Höhe

Die historische Heilig Kreuz Kirche mit ihren über 1000-jährigen Wurzeln erforderte eine dringende Sanierung der Turmspitze. Der innere tragende Holzpfeiler, der sogenannte Kaiserstiel, war stark beschädigt, wodurch die gesamte Bekrönung (Kreuz und Wetterhahn) instabil wurde.

Zunächst demontierte man das Ensemble per Hubsteiger. Die statische Wiederherstellung der Kirchturmspitze – einschließlich des Kaiserstiels aus Eichenholz und der darunterliegenden Schalung auf ca. 3 m² – wurde professionell von der JaKo Baudenkmalpflege GmbH ausgeführt.

8 Quadratmeter Königsdisziplin

Unsere Aufgabe war es, die neu errichtete Turmspitze in Altdeutscher Deckung einzudecken. Obwohl es nur 8 m² waren, verlangte jeder einzelne Stein höchste Konzentration und Präzision.

  • Material: Wir verwendeten langlebigen Naturschiefer von Rathscheck, dessen Qualität die Anforderungen der Denkmalpflege erfüllt.
  • Individuelle Bearbeitung: Charakteristisch für die Altdeutsche Deckung ist das manuelle Zuhauen jedes Schiefers vor Ort. Dies ist notwendig, um die charakteristische Verjüngung der Gebinde von der Traufe zum First zu gewährleisten.
  • Historische Details: Um die Wetterfestigkeit und historische Vorgabe zu sichern, haben wir die Anfangs- und Endorte mit speziell zugerichteten Stichsteinen und Doppel-Endorten ausgeführt. Unter den Grat legten wir exakt wie im historischen Bestand 15 cm breite Bleistreifen zur optimalen Wasserführung.

Nach nur drei Tagen war die anspruchsvolle Neueindeckung abgeschlossen, gefolgt vom Wechsel schadhafter Schiefersteine im Altbestand.

2. Die Feierliche Bekrönung und ihre Narben der Geschichte

Am Donnerstag, den 16. Oktober 2025, fand der Höhepunkt der Sanierung statt: die Wiederanbringung der Turmbekrönung. Wir unterstützten die Schlosser vor Ort bei der Montage.

Die Bekrönung erfolgte in traditionellen Schritten, beginnend mit der Basis:

  1. Die Kupfertüte: Zuerst wurde die historische Kupfertüte auf den neuen Kaiserstiel gesteckt. Bemerkenswert war, dass diese Tüte zahlreiche Einschusslöcher aufwies, die sorgfältig geschlossen werden mussten.
  2. Die Turmkugel: Darauf wurde die restaurierte Kugel montiert.
  3. Das Heilige Kreuz: Das gereinigte und restaurierte Heilige Kreuz wurde in einem modernen Anthrazitton pulverbeschichtet und befestigt.
  4. Der Wetterhahn: Zum Abschluss setzte man den drehbaren Wetterhahn auf, der nun dank schön gefetteter Kugellager leicht im Wind dreht.

 

🤔 Warum haben viele Kirchturmkugeln Einschusslöcher?

Diese Löcher sind leider keine Seltenheit an deutschen Kirchen. Sie stammen zumeist aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Kirchtürme und ihre Spitzen waren aufgrund ihrer Höhe und Prominenz oft Ziel von Beschuss. Im Eifer der Gefechte – oder in den unübersichtlichen Tagen nach Kriegsende – wurden die Spitzen teils von Soldaten der Alliierten oder anderen Truppen als Schießziele genutzt. Diese Narben im Metall sind heute stumme, aber eindringliche Zeugen der Kriegsgeschichte.


3. Impressionen und Baudokumentation

Hier können Sie die handwerkliche Präzision und den Fortschritt der Arbeiten in Bild und Video nachvollziehen.


 

Verfolgen Sie in unserer Video-Playlist, wie wir die Altdeutsche Deckung Stück für Stück auf die Kirchturmspitze in Diefenbach gebracht haben:

🎥 Baudokumentation – YouTube Playlist


4. Fachwissen: Fragen zur Altdeutschen Deckung und Kirchturmsanierung (FAQ)

 

Was ist ein Kaiserstiel und welche Funktion hat er?

Der Kaiserstiel (auch Helmstange genannt) ist die innere, vertikale Holzsäule in der Dachkonstruktion eines spitzen Turmhelms, wie dem einer Kirche. Er ist das tragende Element der Spitze, in das die Gratsparren eingezapft werden, und auf dem die gesamte Turmbekrönung (Kugel, Kreuz, Wetterhahn) ruht. Er wird häufig aus besonders widerstandsfähigem Eichenholz gefertigt, da er bei Beschädigungen der Deckung unbemerkt verrotten kann, was in Diefenbach die Sanierung notwendig machte.

Was unterscheidet die Altdeutsche Deckung von anderen Schieferdeckungen?

Die Altdeutsche Deckung gilt als die traditionsreichste und ästhetisch anspruchsvollste Deckart. Das Besondere ist der Wechsel von großen zu kleinen Schiefersteinen (Verjüngung) von der Dachtraufe (unten) zum Dachfirst (oben). Jeder Stein muss vom Dachdecker vor Ort individuell in eine Schuppenform mit unterschiedlichen Hieben (stumpfer, normaler oder scharfer Hieb) zugerichtet werden. Dies schafft ein lebendiges, harmonisches Deckbild und bietet höchste Sicherheit durch eine dreifache Überdeckung an kritischen Stellen.

Welche Nachteile hat die Altdeutsche Deckung?

Der Hauptnachteil liegt im höheren Arbeits- und Materialaufwand. Die aufwendige manuelle Bearbeitung jedes Steins erfordert hoch qualifizierte Fachkräfte und ist zeitintensiver, was sich in den Kosten niederschlägt. Die Altdeutsche Deckung ist daher teurer als standardisierte Deckarten wie die Rechteck- oder Schuppendeckung. Ihre Langlebigkeit und Ästhetik machen sie jedoch bei denkmalgeschützten Gebäuden oft zur einzigen Wahl.


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